[Pressemitteilung des AStA und des Fachschaftsrats Kunst-Lehramt der UdK Berlin vom 17.5.2017]
Hochschulverträge bedeuten das Aus der künstlerischen Lehrkräftebildung in Berlin!
Die im März 2017 verhandelten Hochschulverträge legen erstmals verpflichtende Absolvent*innenzahlen in der Lehrer*innenbildung fest.
Für die UdK Berlin schreiben sie eine Steigerung um 400 Prozent auf insgesamt 280 für alle Schularten in den Fächern Kunst und Musik im Jahr 2022 vor. Um diese Zahlen zu erreichen, würde die UdK weit mehr als die zusätzlichen 6 Mio. Euro benötigen, die sie erhält, wenn sie einen Maßnahmenkatalog vorlegt, der es plausibel erscheinen lässt, dass das Ausbildungsziel erreicht werden könnte.
Sven Cishmack vom AStA: „Das ist Augenwischerei. Der Senat kennt die Bewerbungszahlen. Diese sind gerade so hoch, dass das Ziel erreicht werden könnte, wenn die UdK alle Bewerber*innen aufnehmen würde, egal, ob sie die Aufnahmeprüfung bestehen oder nicht.“
Zusätzlich brechen ca. 30 % der Studierenden ihr Studium ab, sodass die UdK tatsächlich sogar 370 Studierende im Jahr aufnehmen müsste.
Die derzeitige Ausbildung an der UdK betont die Wichtigkeit der Fachwissenschaften. Studierende können ihren Master teilweise in den kunstpraktischen Fächern erwerben, indem sie eigene künstlerische Arbeiten in einer Ausstellung präsentieren und theoretisch und didaktisch reflektieren.
„Die ständige Selbstreflexion und kritische Auseinandersetzung mit der Institution Schule prägt unsere Ausbildung. Wir werden keine Lehrer*innen, die nach einem Baukastenprinzip unterrichten oder Kopiervorlagen der Schulbuchverlage einreichen. Wir brennen für unsere Fächer!“ sagt Johanna Michel vom Fachschaftsrat Kunst Lehramt.
Die herausragende Ausbildung an der UdK resultiert aus einem außerordentlichen Betreuungsschlüssel. In der Fachpraxis Kunst ist die Lehrverpflichtung erfüllt, wenn Professor*innen 15 Studierende betreuen. Die Betreuung ist intensiv, aggressiv und konstruktiv zugleich. Die Studierenden werden als Menschen gefordert, um später die Schüler*innen fördern zu können. Damit die Ansprüche, die die Studierenden an ihr Studium haben, erfüllt werden können, bedarf es vor der notwendigen Erhöhung der Absolvent*innenzahlen zusätzlicher Berufungen in der Fachpraxis und Fachwissenschaft.
Eine Erhöhung der Absolvent*innenzahl ohne gesichertes personelles und finanzielles Fundament wird zu einer oberflächlichen Ausbildung führen, die niemand wollen kann.
„Aber wahrscheinlich würde das der Schulverwaltung reichen. Die denken sich, dass Musiklehrer*innen in der Grundschule bloß Alle meine Entchen auf der Blockflöte spielen können müssten. Und Kunst kann unterrichten, wer einen Buntstift anspitzen kann. Unser Anspruch ist ein ganz anderer“, empört sich Sven Cishmack vom AStA.
Und von diesem Anspruch profitieren auch die Schulen und die Gesellschaft. Neben Sportwettbewerben prägen die künstlerischen Facher durch Konzerte, Ausstellungen und Theateraufführungen das Schulleben und bieten den Schüler*innen Identifikationsmöglichkeiten mit ihren Schulen.
Die Identifikation mit der Schule führt zu einer höheren Akzeptanz der Lerninhalte, führt zu Bildungserfolg und zu besseren Abschlüssen. Dieser Zusammenhang sollte dem Senat klar sein. Und deswegen fordern die Studierenden der UdK nicht bloß mehr Kunst- und Musiklehrer*innen für Berlin, sondern qualifizierte Kunst- und Musiklehrer*innen für Berlin.